Chartanalyse einfach anwenden: Trading Signal mit Charts und Checkliste  

Chartanalyse lässt sich auch ohne komplexe Indikatoren anwenden. Eine strukturierte Vorgehensweise mit Trendlinien, Unterstützungs- und Widerstandsbereichen, Formationen, Candlesticks und Volumen schafft einen klaren Rahmen. So entsteht ein nachvollziehbarer Leitfaden, der sich auf unterschiedliche Märkte wie Forex, Indizes und Aktien übertragen lässt.

Grundlagen der Technischen Analyse: Klarheit und Struktur

Charttechnik soll verständlich und überschaubar bleiben. Im Mittelpunkt stehen vier Kernfragen:

  • Trend: In welche Richtung bewegt sich der Markt?
  • Zonen: Wo liegen Unterstützungen und Widerstände?
  • Muster: Welche Formationen oder Candlesticks deuten mögliche Einstiege oder Ausstiege an?
  • Zeitebenen: Welche liefern Strategie, welche das Timing?

Wer diese Punkte Schritt für Schritt prüft, erhält eine klare und nachvollziehbare Basis für die Analyse.

EUR/USD Wochenchart: Seitwärtsbewegung und Test nach oben

9-Schritte-Checkliste für eine strukturierte Chartanalyse

Die Checkliste soll helfen, Charts systematisch zu analysieren. Jeder Punkt ist klar definiert und lässt sich praktisch anwenden.

1. Trend im Chart erkennen

trading-live-konto-eroeffnen-banner

Am Anfang steht die Frage: Bewegt sich der Markt nach oben, nach unten oder seitwärts?

Dafür werden markante Hochs und Tiefs eingezeichnet und mit einer Trendlinie verbunden. Auf Tagesbasis bedeutet ein Abwärtstrend oft, dass Verkaufssignale im Vordergrund stehen. In einem Aufwärtstrend dominieren dagegen Kaufsignale.

Vorgehen:

  • Chart ausdrucken oder am Bildschirm vergrößern
  • Hochs und Tiefs markieren
  • Trendlinie über mindestens zwei Punkte ziehen (drei erhöhen die Aussagekraft)
  • bei Bedarf einen Trendkanal ergänzen (parallele Gegenlinie)
Trendlinien an Hoch- und Tiefpunkten zeichnen

2. Trendlinien: Unterstützungen und Widerstände bestimmen

Horizontale Zonen zeigen, wo der Markt wiederholt reagiert. Besonders wichtig sind Bereiche mit Polaritätswechsel – wenn Widerstand zu Unterstützung wird oder umgekehrt.

Praktische Hinweise:

  • Mehrfache Berührungen ohne Durchbruch = starke Zone
  • Enge Abfolge von Hochs in kurzer Zeit = Widerstandszone
  • Enge Abfolge von Tiefs = Unterstützungszone
  • Bei Durchbruch auf Bestätigung warten: Rebreak oder Pullback als Filter verwenden.
Horizontale Unterstützungs- und Widerstandszonen im EUR/USD Tageschart

3. Chartformationen systematisch einordnen

Dreiecke, Flaggen, W- und M-Formationen sowie die Schulter-Kopf-Schulter (SKS) liefern klare Kursziele. Ihre Aussagekraft steigt, wenn sie im Kontext von Trend und Unterstützungs-/Widerstandszonen betrachtet werden. Sie sind Bestandteil der technischen Analyse.

Praktische Hinweise zu Formationen:

FormationMerkmaleKursziel-Bestimmung
Symmetrisches DreieckVerengende Hochs und TiefsBreite an der breitesten Stelle messen und in Ausbruchsrichtung projizieren
Ansteigendes DreieckHorizontale Widerstände, steigende Tiefs → oft bullischBreite als Ziel verwenden
Fallendes DreieckHorizontale Unterstützungen, fallende Hochs → oft bärischBreite als Ziel verwenden
Flagge/WimpelKurze Konsolidierung nach einer FahnenstangeLänge der Fahnenstange am Ausbruchsniveau antragen
Schulter-Kopf-SchulterDrei Gipfel, mittlerer am höchsten; nach langer Trendphase besonders starkAbstand zwischen Kopf und Nackenlinie messen und nach Bruch projizieren
Dreiecksformation und Bodenbildung im EUR/USD

4. Candlestick-Muster als Marktstimmung nutzen

Candlestick-charts zeigen den Druck zwischen Käufern und Verkäufern. Es reicht, Länge und Farbe im Kontext zu lesen – alle Chartmuster auswendig zu lernen ist nicht nötig.

Candlestick-MusterBedeutung
Lange weiße Kerze nach AusbruchSignal für Kaufdruck
Lange rote Kerze mit VolumenBestätigung von Verkaufsdruck
Piercing Pattern, Engulfing, Doji, HammerHinweis auf mögliche Trendwende, aber nur im Kontext verlässlich

„An der Börse gibt es entweder mehr Aktien als Dummköpfe oder mehr Dummköpfe als Aktien.“– André Kostolany

Dieser Satz zeigt das Wesentliche: Marktstimmung bestimmt die Richtung. Kerzen sind Indikatoren für das Kräfteverhältnis zwischen Käufern und Verkäufern.

Lange weiße Kerze mit Volumenanstieg beim Ausbruch

5. Volumen als Bestätigung einsetzen

Volumen bestätigt Bewegungen. Fehlt der Zuwachs, steigt die Gefahr von Fehlausbrüchen.

  • Ausbruch mit steigendem Volumen → höhere Wahrscheinlichkeit für Fortsetzung
  • Starke Bewegung ohne Volumen → Warnsignal für Schwäche
  • Volumen-Spikes an Extremen → oft Marktbereinigung oder Ausverkauf
Volumenbalken begleiten Ausbrüche und langen Kerzen

6. Zeitebenen kombinieren für Strategie und Timing

Die Verbindung von Strategie-Zeitebene und Timing-Zeitebene ist entscheidend. Wochen- und Monatscharts zeigen die übergeordnete Richtung. Tages- und Stundencharts liefern die Signale für Ein- und Ausstieg.

Vorgehen:

  • Auf Monats- oder Wochenbasis den Haupttrend und große Formationen bestimmen
  • Auf Tagesbasis Unterstützungs- und Widerstandszonen markieren
  • Auf Stunden- oder 15-Minuten-Charts nach Timing-Signalen wie Breakouts, Pullbacks oder Kerzenmustern suchen
Wochenchart zeigt große weiße Kerzen; Tageschart ein Dreieck

7. Technische Chartanalyse: Kursziele und Stop-Loss festlegen

Kursziele entstehen aus Formationen, Trendkanälen oder Projektionen wie der Flaggen-Methode. Der Stop-Loss schützt die Handelsidee, nicht das gesamte Depot.

Methoden zur Ziel- und Stop-Bestimmung:

  • Formationsprojektion: Breite am Ausbruchsniveau antragen (z. B. Dreieck, Flagge)
  • Trendanalyse: Schwankungsbreite des Trendkanals projizieren
  • Indikator-Stops: z. B. gleitende Durchschnitte, Supertrend, Parabolic SAR

Positionierung nach Stop-Abstand:

  1. Stop-Abstand bestimmen (Pips oder Prozent)
  2. Risikobudget pro Trade festlegen (z. B. 1 % des Kontos)
  3. Positionsgröße = Risikobudget ÷ Stop-Abstand

Beispiel: Einstieg 1,0600 – Stop 1,0300 = Risiko 300 Pips. Bei 1 % Risikobudget ergibt sich die passende Positionsgröße.

Kursziele entstehen aus Formationen, Trendkanälen oder Projektionen wie der Flaggen-Methode. Der Stop-Loss schützt die Handelsidee, nicht das gesamte Depot.

Methoden zur Ziel- und Stop-Bestimmung:

  • Formationsprojektion: Breite am Ausbruchsniveau antragen (z. B. Dreieck, Flagge)
  • Trendanalyse: Schwankungsbreite des Trendkanals projizieren
  • Indikator-Stops: z. B. gleitende Durchschnitte, Supertrend, Parabolic SAR

Positionierung nach Stop-Abstand:

  1. Stop-Abstand bestimmen (Pips oder Prozent)
  2. Risikobudget pro Trade festlegen (z. B. 1 % des Kontos)
  3. Positionsgröße = Risikobudget ÷ Stop-Abstand

Beispiel: Einstieg 1,0600 – Stop 1,0300 = Risiko 300 Pips. Bei 1 % Risikobudget ergibt sich die passende Positionsgröße.

Kursziele aus der Monats- und Wochenanalyse: 1.11 und 1.18

8. Fehlerquellen vermeiden und mentale Stärke entwickeln

Subjektive Verzerrungen beeinflussen Interpretation.

Häufige FehlerGegenmaßnahmen
Analyse durch vorhandene Positionen beeinflusstRegelwerk erstellen und konsequent anwenden
Überladene Charts durch zu viele IndikatorenTrading-Journal führen: Entscheidung, Ergebnis, Lernpunkte
Angst → zu frühes Schließen von GewinnernMentales Training: Umgang mit Verlusten und Gewinnen üben

9. Persönliches Regelwerk für Trader: Disziplin und Routine

Ein klares Regelwerk schafft Disziplin und Reproduzierbarkeit. Wichtige Bausteine:

  • Checkliste vor jedem Trade: Trend, Zonen, Volumen, Zeitrahmen, Stop/Target
  • Risikomanagement-Regeln: Maximalrisiko pro Trade, tägliches Verlustrisiko, Hebelbegrenzung
  • Regeln für Teilgewinne und Trailing-Stops
  • Review-Routinen: wöchentliche und monatliche Analyse

Wer diese Regeln schriftlich festhält und regelmäßig prüft, verringert emotionale Fehler und verbessert die Lernkurve.

Chartanalyse in der Praxis: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Die Schritte lassen sich direkt am Chart anwenden – digital oder klassisch mit Bleistift und Lineal.

  1. Zeitrahmen wählen: Wochen- oder Monatschart für die Marktrichtung
  2. Hochs und Tiefs markieren: die letzten 6–12 Monate berücksichtigen
  3. Trendlinien und Kanäle ziehen: mindestens zwei Berührungspunkte, besser drei
  4. Unterstützungs- und Widerstandszonen horizontal einzeichnen
  5. Formationen erkennen: Dreieck, Flagge, SKS, W- oder M-Formationen
  6. Volumen prüfen: begleitet es den Ausbruch oder nicht?
  7. Auf Tages- oder Stundencharts wechseln für das Timing: Breakout, Pullback, Candlestick-Muster
  8. Stop-Loss und Take-Profit setzen; Positionsgröße berechnen
  9. Trade dokumentieren: Plan, Einstieg, Ziel, Stop und Begründung ins Journal
Ausbruch aus Dreieck auf Tagesbasis mit bestätigender Wochenstruktur

Chartanalyse lernen: Kursziel-Bestimmung mit Praxisbeispielen

Die einfachsten und bewährten Methoden:

Kursziel-Methode: Dreieck-Formation

Die Breite der Basis messen und am Ausbruchsniveau antragen. Bei einem symmetrischen Dreieck die breiteste Stelle verwenden, meist vor dem zweiten Berührungspunkt.

Kursziel-Methode: Flaggen und Wimpel

Die Länge der Fahnenstange messen und am Ausbruchsniveau antragen. Besonders treffsicher nach einer starken, impulsiven Bewegung.

Kursziel-Methode: Schulter-Kopf-Schulter-Formation

Den Abstand zwischen Kopf und Nackenlinie messen und in Bruchrichtung projizieren. Je länger die vorausgehende Trendphase, desto verlässlicher das Ziel.

Kursziel-Methode: Projektion aus Trendkanälen

Die Schwankungsbreite eines Trendkanals messen und bei einem Ausbruch in Gegenrichtung antragen. Geeignet für Erholungen nach längerem Abwärtstrend oder als Ziel bei Short-Eröffnungen nach Aufwärtstrendbrüchen.

Stop‑Loss-Varianten und Trailing‑Mechanismen

Ein Stop-Loss schützt nicht das ganze Depot, sondern die Handelsstrategie hinter einem Trade. Technische Indikatoren sind hilfreiche Tools. 

  • Fixed Stop: fester Abstand in Pips oder Prozent unter/über dem Einstieg
  • Volatilitätsstop: ATR-basiert (z. B. 1,5 × ATR), berücksichtigt die Marktvolatilität
  • Indikatorstop: orientiert sich am Bruch eines gleitenden Durchschnitts oder eines Supertrend-Signals
  • Trailing Stop: nachlaufender Stop, um Gewinne laufen zu lassen, z. B. mit gleitendem Durchschnitt

Wichtig: Der Stop-Abstand bestimmt die Positionsgröße. Ein größerer Stop bedeutet eine kleinere Position bei gleichem Risiko.

Gleitender Durchschnitt und Supertrend als mögliche Stop-Kriterien

Fehlausbrüche und Bärenfallen erkennen

Fehlausbruch (false breakout) erkennt man oft an:

  • schwachem Volumen beim Ausbruch,
  • schneller Gegenbewegung innerhalb weniger Kerzen,
  • kein Retest des Ausbruchsniveaus, sondern sofortiger Reversal.

Bärenfallen (False Breaks nach unten) können günstige Einstiegsgelegenheiten bieten, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

  • Ausbruch nach unten wird schnell zurückerobert (Rebreak in Range),
  • Volumen bei Rückeroberung steigt,
  • übergeordnete Zeitebenen unterstützen mögliche Erholung.
Bärenfalle: technischer Fehlausbruch nach unten, anschließender Rebreak nach oben

Chartanalyse im Alltag: Tipps für Berufstätige

Wer neben Beruf oder Studium tradet, muss die Zeitebenen klar trennen. Wochen- und Monatscharts zeigen die großen Formationen und die Trendrichtung. Der Tageschart liefert das Timing für Einstiege nach Pullback oder Breakout. Der Stundenchart ist nur für die Feinabstimmung am Tag eines erwarteten Ausbruchs nötig.

So bleibt die Analyse schlank und erfordert keine ständige Überwachung der Plattform.

Wochenkerze als übergeordnete Stimmungsbasis, Tageschart für Timing

Performance messen und Lernprozesse im Trading nutzen

Trading ist ein Lernprozess. Wichtige Bausteine der Performance-Kontrolle lassen sich klar strukturieren:

ThemaInhalt
Trading-JournalPlan, Ausführung, Ergebnis und Lernpunkte festhalten
ReviewsWöchentlicher Quick-Check, monatlich ausführliche Analyse
KennzahlenTrefferquote, Chance-Risiko-Verhältnis, maximaler Drawdown
Checkliste für die eigene Chartanalyse

Kernbotschaften der Chartanalyse-Checkliste

  • Chartanalyse funktioniert ohne Überfrachtung: Bleistift, Lineal und eine klare Checkliste genügen
  • Trend, Zonen, Formationen, Kerzen und Volumen sind die Hauptpfeiler
  • Zeitebenen kombinieren: übergeordneten Trend definieren, kurzfristig timen
  • Stop-Loss schützt die Idee; die Positionsgröße muss zum Stop passen
  • Ein eigenes Regelwerk und ein Trading-Journal fördern Disziplin und Lernkurve

Software für die Chartanalyse

trading-live-konto-eroeffnen-TRIVE

Der Broker Trive bietet diverse Software Lösungen für charttechnische Analyse und technische Trader. Neben dem MetaTrader 5, MetaTrader 4 gibt es auch den Trive Trader. Der Trive Trader hat TradingView bereits integriert.

Alle Plattformen bieten diverse technische Indikatoren zur Wertpapieranalyse. Von einfachen Indikatoren wie den RSI, den Bollinger Bändern oder Fibonacci Retracements, bis hin zu komplexeren Tools.

Neben der Handelsplattform gibt es noch externe Anbieter wie Trading Central. Diese liefern automatische Analysen von Aktien, Forex, Indizes, Rohstoffen und Kryptos.  

Wichtige Hinweise zu Anlageinformationen und Risiken

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung dar. Die vorgestellten Analysen, Techniken und Methoden dienen lediglich zu Informationszwecken und stellen keine individuelle Anlageempfehlung oder ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar, sondern spiegeln lediglich die Meinung des Autors wider. Investitionen in Wertpapiere sind mit Risiken verbunden und können zu erheblichen Verlusten des investierten Kapitals führen, zusätzlich zu den Renditen. Wenn das Wertpapier in einer anderen Währung als dem Euro gekauft wird, kann der Investor auch Wechselkursrisiken ausgesetzt sein.

Trive Financial Services Europe Limited ist eine autorisierte Investmentfirma gemäß dem Investment Services Act (Kapitel 370 der Gesetze von Malta) und wird von der Malta Financial Services Authority (MFSA) unter der Autorisierungs-ID „CRES“ reguliert. Die registrierte Adresse lautet Floor 5, The Penthouse, Lifestar, Testaferrata Street, Ta‘ Xbiex, Malta. Die Zweigniederlassung von Trive Financial Services Europe Limited in Deutschland ist bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) unter der Registrierungsnummer 10161621 eingetragen.

Index
Nach oben scrollen