Der ATR zeigt, wie stark sich ein Markt bewegt. Er misst die durchschnittliche Spanne zwischen Hoch, Tief und Vortagesschluss.
Trendrichtung spielt keine Rolle. Nur die Bewegung zählt.
ATR Indikator erklärt
Der Average True Range (ATR) stammt von J. Welles Wilder. Entwickelt wurde er 1978, um Volatilität messbar zu machen. Er zeigt Volatilität, nicht Trend.
Die Berechnung basiert auf der True Range – also der größten Handelsspanne pro Tag. Der ATR zeigt den Durchschnitt dieser Werte über eine bestimmte Zahl an Perioden.
Trading mit dem ATR Indikator im Metatrader
Im Metatrader ist der ATR unter:
Einfügen → Indikatoren → Benutzerdefiniert → Average True Range
Standard ist 14 Perioden – eine Empfehlung von Wilder. Der Wert kann je nach Strategie angepasst werden. Kürzere Einstellungen reagieren schneller. Längere glätten die Bewegungen.
Der Indikator wird unterhalb des Chart dargestellt.
Der ATR ist kein Einstiegssignal. Er zeigt nur die Bewegung. Besonders nützlich ist er bei der Platzierung von Stop Loss. Statt fixer Abstände basiert er auf realer Schwankung.

Berechnung des ATR
Die Berechnung erfolgt in zwei Schritten: True Range ermitteln, dann den Durchschnitt bilden.
Schritt 1: True Range berechnen
Die True Range (TR) ist der höchste Wert aus:
Berechnung | Formel |
---|---|
Aktuelles Hoch – aktuelles Tief | High − Low |
Aktuelles Hoch – vorheriger Schlusskurs | High − Close (vorherig) |
Aktuelles Tief – vorheriger Schlusskurs | Close (vorherig) − Low |
Formel:
TR = max(High − Low, High − Close vorherig, Close vorherig − Low)
Schritt 2: ATR berechnen
Der Average True Range ist der Durchschnitt der True Range über einen Zeitraum – meist 14 Tage.
- Erster ATR-Wert:
Summe der TR-Werte der ersten 14 Tage, geteilt durch 14. - Weitere ATR-Werte:
ATR = [(vorheriger ATR × (n−1)) + aktuelle TR] ÷ n
Beispiel:
Summe der TR-Werte = 100
→ ATR = 100 ÷ 14 ≈ 7,14
Wie funktioniert der Average True Range Indikator?
Der ATR misst die durchschnittliche wahre Handelsspanne eines Kurses – ein direktes Maß für Volatilität.
Anders als Trendindikatoren zeigt der ATR keine Richtung. Er zeigt nur, wie stark sich der Preis bewegt – egal ob aufwärts oder abwärts.
Ein häufiger Irrtum: Ein hoher ATR bedeutet nicht „verkaufen“, ein niedriger nicht „kaufen“. Der ATR zeigt Bewegung, nicht Trend.

Anwendung des ATR Indikators
Der ATR kann auf verschiedene Weisen genutzt werden:
- Bestätigung von Ausbrüchen: Wenn eine Trendlinie durchbrochen wird, ist es wichtig, dass der ATR ansteigt, um die Stärke des Ausbruchs zu bestätigen.
- Stop-Loss-Setzung: Viele Trader nutzen den ATR, um ihre Stop-Loss-Positionen zu bestimmen. Eine gängige Methode ist, den ATR-Wert als Basis für die Distanz des Stop-Loss zu verwenden.
- Marktphasen analysieren: Der ATR hilft auch dabei, verschiedene Marktphasen zu erkennen, ob sie volatil oder ruhig sind.

Unterschied zu anderen technischen Indikatoren
Indikator | Zweck | Berechnung | Anwendung |
---|---|---|---|
ATR | Volatilitätsmessung | Durchschnitt der True Range | Risikomanagement, Stop-Loss |
RSI | Momentum-Messung | Verhältnis positiver/negativer Preisänderungen | Überkaufte/überverkaufte Bedingungen |
Bollinger Bands | Volatilitätsmessung | Standardabweichungen vom gleitenden Durchschnitt | Überkaufte/überverkaufte Bedingungen, Ausbrüche |
MFI | Marktsentiment und Volumen | Kombination von Preis- und Volumendaten | Trendwenden, Marktsentiment |
MACD | Trendanalyse | Divergenz zwischen gleitenden Durchschnitten | Trendrichtung und -stärke |
Trading Strategie: Beispiele für den Einsatz des ATR
Nach einem Ausbruch hilft der ATR, sinnvolle Stop-Loss-Marken zu setzen.
Beispiel: Liegt der Wert bei 30 Basispunkten, kann der Stop 30 BIPs unter dem Ausbruchsniveau liegen – angepasst an die aktuelle Volatilität.
Auch für Kursziele liefert der ATR Hinweise. Ein steigender Wert spricht für starkes Momentum und verringert die Wahrscheinlichkeit eines Fehlausbruchs.

Die Bedeutung des Zeitrahmens
Der ATR-Wert verändert sich mit dem Zeitrahmen. Auf dem Tageschart fällt er meist höher aus als auf dem Stundenchart. Der ATR muss zum gewählten Zeitrahmen passen.
Ein Stop-Loss im 1-Stunden-Chart benötigt weniger Spielraum als im Tageschart – auch wenn derselbe Basiswert gehandelt wird.
Wie der ATR Gaps erfasst
Der ATR misst Volatilität – auch dann, wenn der Kurs mit einer Lücke startet.
Solche Gaps entstehen, wenn der Markt über Nacht mit einem anderen Kurs öffnet. Etwa nach starken Nachrichten oder am Wochenbeginn.
Viele Indikatoren ignorieren diese Bewegungen. Der ATR nicht. Er vergleicht zusätzlich den Schlusskurs des Vortags mit dem Hoch und Tief des aktuellen Tages. So fließen Gaps in die Berechnung ein.
Das macht den ATR besonders nützlich bei Instrumenten wo Kurslücken häufiger vorkommen. Wie Aktien, Rohstoffe oder einem Index.
Für welche Märkte eignet sich der ATR?

Der Average True Range (ATR) misst Volatilität – unabhängig von Richtung oder Trend. Er eignet sich für viele Märkte und hilft bei der Platzierung von Stop-Loss und der Anpassung der Positionsgröße.
Mögliche Einsatzbereiche:
Markt | Anwendung des ATR |
---|---|
Forex | Für Stopps und Positionsgrößen in volatilen Währungspaaren. |
Aktien | Bei Ausbrüchen und zur Risikosteuerung in Trends oder Seitwärtsphasen. |
Indizes | Zur Einschätzung der Gesamtmarkt-Volatilität. |
Rohstoffe | Für stark schwankende Märkte wie Gold, Öl oder Silber. |
Der ATR lässt sich auch beim Handel mit CFDs einsetzen – je nach zugrunde liegendem Markt.
Typische Fehler beim ATR
Fehler | Beschreibung |
---|---|
Als Einstiegssignal genutzt | Der ATR zeigt Bewegung, nicht Richtung. |
Falscher Zeitrahmen | Der Zeitrahmen muss zum Setup passen. |
Fixe Stopps trotz ATR | Der ATR ist nur sinnvoll bei dynamischer Anpassung. |
Märkte falsch vergleichen | Ein ATR-Wert ist nur im jeweiligen Marktkontext aussagekräftig. |
Ohne Kontext gelesen | Hohe Volatilität bedeutet nicht automatisch Risiko oder Chance. |
Wichtige Hinweise zu Anlageinformationen und Risiken
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung dar. Die vorgestellten Analysen, Techniken und Methoden dienen lediglich zu Informationszwecken und stellen keine individuelle Anlageempfehlung oder ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar, sondern spiegeln lediglich die Meinung des Autors wider. Investitionen in Wertpapiere sind mit Risiken verbunden und können zu erheblichen Verlusten des investierten Kapitals führen, zusätzlich zu den Renditen. Wenn das Wertpapier in einer anderen Währung als dem Euro gekauft wird, kann der Investor auch Wechselkursrisiken ausgesetzt sein.
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Markus ist aktuell bei Trive Financial Services für das europäische Partnergeschäft zuständig und betreut zusätzlich einen deutschsprachigen Finanzblog, auf dem er praxisnahe Tipps und spannende Einblicke aus seiner beruflichen Laufbahn teilt. Mit über 15 Jahren Erfahrung in der Finanz- und Brokerage-Branche hat er seine Leidenschaft für das Trading während seines BWL-Studiums in Frankfurt entdeckt. Durch öffentliche Auftritte bei DAF und N24 sowie Beiträge in führenden Printmedien wie FAZ, Handelsblatt und Manager Magazin strebt er danach, das komplexe Thema Trading für ein breites Publikum greifbar und verständlich zu gestalten.