Die Grenzen der EZB-Straffung

Das Währungspaar EURUSD wurde in den letzten Wochen hauptsächlich von einer risikoarmen Stimmung angetrieben, wobei das letzte Risikoereignis die mögliche US-Zahlungsunfähigkeit war. Da diese Krise nun gelöst und aus dem Weg geräumt ist, haben die Trader ein Spielfeld mit weniger Risiken aus Sicht der USA. Die US-Wirtschaft zeigt Anzeichen einer Verlangsamung im Dienstleistungssektor und im produzierenden Gewerbe, während die Inflation nachlässt, was zu weiteren Erwartungen einer Pause bei den Zinserhöhungen geführt hat.

Jenseits des Atlantiks hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Gürtel für die Wirtschaft enger geschnallt und die Zinsen in weniger als 12 Monaten um nicht weniger als 3,75 % angehoben. Die Straffung der Geldpolitik zeigt Wirkung: Die Inflation ist von ihrem Höchststand von 10,6 % auf 6,1 % gesunken. Zudem ist die größte europäische Volkswirtschaft mit zwei aufeinander folgenden Quartalen mit negativem Wachstum in die Rezession gerutscht.

Technische Analyse

Das Währungspaar EURUSD befindet sich in einem Abwärtstrend, wobei der Kurs unter den 100-Tage-Durchschnitt gefallen ist und sich in einem abwärts gerichteten Kanalmuster bewegt. Unterstützung und Widerstand liegen bei 1,06356 bzw. 1,08292.

Die Ablehnung des Unterstützungsniveaus bescherte den zinsbullischen Tradern 15 Minuten lang Ruhm, als sie sich auf das Währungspaar stürzten und es zu einem Ausbruch aus dem absteigenden Kanalmuster führten. Ihr Momentum reichte jedoch nur bis zum 61,80 % Fibonacci-Retracement-Level bei 1,07548, wo die bärischen Trader auf der Lauer liegen. Sollte sich das rückläufige Momentum fortsetzen, könnte sich das Paar in Richtung der Unterstützung bei 1,06356 bewegen.

Auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich, dass der Wert von 1,06356 weiterhin als Unterstützung dienen wird, wenn der Preis wieder anzieht. Da die Nachfrage das Angebot auf diesem Niveau überwiegt, könnten bullisch eingestellte Trader von der Unterstützung aus aufsteigende Kurse setzen, wobei der Wert von 1,07548 der wahrscheinlichste Punkt des Interesses ist.

Zusammenfassung

Der Markt rechnet nun mit einer 80 % Wahrscheinlichkeit mit einer Pause bei der nächsten Fed-Sitzung, was die Risikobereitschaft erhöhen könnte. Die EZB hat ihr Ziel bekräftigt, die Inflation auf 2 % zu senken, und weitere Zinserhöhungen sind wahrscheinlich. Die Diskrepanz zwischen den Zinsaussichten der Federal Reserve und der Europäischen Zentralbank dürfte dem Euro mittelfristig Auftrieb geben, so dass die Marke von 1,07548 erreicht werden könnte.

Quellen: Eurostat, Reuters, TradingView