Anleihen unter Druck

von Nkosilathi Dube, Trive Financial Marktanalyst

Der Anleihemarkt hat in jüngster Zeit seismische Veränderungen erlebt, ausgelöst durch die Verkaufswelle der Investoren, die auf Andeutungen der Federal Reserve über mögliche Zinserhöhungen noch in diesem Jahr reagierten.

Dieses turbulente Umfeld gipfelte in aufeinander folgenden vierteljährlichen Kursverlusten bei Anleihen, von denen insbesondere die 10-jährigen Treasuries betroffen waren. Inmitten dieser Turbulenzen hat sich der U.S. Total Bond Market Index ETF Vanguard, vertreten durch BND (ISIN: US9219378356), gut behauptet. Er zielt darauf ab, die Wertentwicklung des Bloomberg U.S. Aggregate Float Adjusted Index abzubilden, einer umfassenden Benchmark für festverzinsliche Wertpapiere. Wie seine Gegenspieler auf dem Anleihemarkt musste auch der BND-ETF zwei Quartale in Folge Verluste hinnehmen.

Es gibt jedoch einen Lichtblick, da der BND ETF im laufenden Quartal Anzeichen einer Erholung zeigte, nachdem er fast auf den tiefsten Stand seit 15 Jahren gefallen war. Der Wendepunkt in dieser Geschichte kann den Vertretern der Federal Reserve zugeschrieben werden, die ein mögliches Ende des laufenden Zinserhöhungszyklus angedeutet haben. Sie führen den jüngsten Renditeanstieg auf einen möglichen Alliierten im Kampf gegen die Inflation zurück und dämpfen damit die Markterwartungen.

Technische Analyse

Der BND ETF musste sechs Wochen in Folge Verluste hinnehmen, was ein ungünstiges Bild ergibt. Er ist unter den gleitenden 100-Tage-Durchschnitt gefallen und hat sich in einem absteigenden Kanalmuster verfangen, das einen anhaltenden Abwärtstrend symbolisiert. Bei 74,90 USD bildete sich ein bedeutender Widerstand, der sich aus einem Kursanstieg ergab, der auf Abwärtskräfte traf, die den ETF schließlich nach unten drückten.

In dieser Woche gab es jedoch einen Hoffnungsschimmer, da der BND-ETF einen Anstieg von 1,38 % verzeichnete. Der jüngste Anstieg erfolgte von einem Unterstützungsniveau bei 69,09 USD aus, aber ein leichter Durchbruch unter dieses Niveau in der vergangenen Woche deutet auf eine mögliche Präsenz von Verkäufern hin, was den ETF anfällig für weitere Rückgänge macht. Sollte die Abwärtsdynamik anhalten, könnte das 15 Jahre alte Unterstützungsniveau bei 67,00 USD ins Spiel kommen und möglicherweise Schnäppchenjäger anziehen.

Da der Relative-Stärke-Index jedoch überverkaufte Bedingungen signalisiert, zeichnet sich ein Umkehrszenario ab. In diesem Fall könnte das 50 %-Fibonacci-Retracement-Level in den Fokus optimistischer Anleger rücken.

Fundamentalanalyse

Der BND ETF ist ein umfassender Indikator für die festverzinsliche Landschaft der Vereinigten Staaten. Er umfasst ein breites Spektrum an öffentlichen, steuerpflichtigen und langfristigen festverzinslichen Wertpapieren mit Investment-Grade-Rating, darunter eine Reihe von Staats-, Unternehmens- und internationalen Anleihen sowie hypothekarisch und forderungsbesicherte Wertpapiere.

Der BND ETF ist mit ca. 45,44 % stark in US-Staatsanleihen investiert, die für ihre Stabilität bekannt sind. Es folgen Unternehmensanleihen und hypothekarisch gesicherte Wertpapiere mit 26,87 % bzw. 21,18 % des Gesamtengagements. Diese Verteilung bietet eine diversifizierte Basis für den ETF.

Quelle: Trive – Financial Times, Nkosilathi Dube

Aufgrund der starken Abhängigkeit von US-Anleihen ist die Bewertung des ETF untrennbar mit den US-Zinsen und den Renditen von Staatsanleihen verbunden. Schwankungen dieser Zinssätze haben daher einen erheblichen Einfluss auf die Wertentwicklung des ETF.

Daten der London Stock Exchange Group zeigen, dass der BND ETF eine hohe Kreditqualität und eine moderate Zinssensitivität aufweist. Dieser Ruf ist auf die hohe Allokation in US-Staatsanleihen zurückzuführen, die für ihre Stabilität bekannt sind. Darüber hinaus unterstreicht die Streuung der Kreditqualität innerhalb des ETF dieses Bild. Neben US-Staatsanleihen ist der BND ETF auch stark in Anleihen mit A- und BBB-Rating investiert, die 12,50 % bzw. 13,80 % der Gesamtallokation ausmachen.

Quelle: Trive – Financial Times, Nkosilathi Dube

Vor diesem Hintergrund wurden auf der September-Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed unterschiedliche Auffassungen über die Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen deutlich. Während sich ein Konsens darüber abzeichnete, dass die Zinsen so lange hoch bleiben müssen, bis sich die Inflation der Zielmarke von zwei Prozent nähert, gingen die Meinungen über die Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen auseinander. Die Mehrheit hielt eine weitere Zinserhöhung für wahrscheinlich, während einige eine solche nicht für gerechtfertigt hielten.

Letztendlich wurde der Status quo der Zinssätze beschlossen. Mit Blick auf die Zukunft basiert der geldpolitische Ausblick der Fed auf einem datenbasierten Ansatz. Aus dem Dot-Plot geht hervor, dass etwa zwei Drittel des Ausschusses eine weitere Zinserhöhung noch in diesem Jahr erwarten. Einige Fed-Vertreter, darunter der stellvertretende Vorsitzende Philip Jefferson, deuteten an, dass trotz des Anstiegs der Renditen von Staatsanleihen die sich verschlechternden finanziellen Bedingungen weitere Zinserhöhungen überflüssig machen könnten.

Quelle: Trive – TradingView, Nkosilathi Dube

Diese zurückhaltende Haltung unterstreicht die vorsichtige Herangehensweise der Fed, die einer umfassenden Bewertung der Wirtschaftslage Priorität einräumt, bevor sie sich auf eine längerfristige Zinspolitik festlegt. Sollte es zu einer weiteren Zinserhöhung kommen, dürfte der BND-ETF aufgrund seiner negativen Korrelation mit den US-Zinsen und den Renditen von Staatsanleihen nachgeben.

Zusammenfassung

Der BND ETF, der die US-Rentenlandschaft abbildet, sieht sich in einem sich verändernden Rentenmarkt mit Gegenwind konfrontiert. Eine mögliche Änderung der Fed-Politik könnte für Entspannung sorgen, aber die Herausforderungen bleiben. Die Stabilität des ETF ist aufgrund seines hohen Engagements in US-Staatsanleihen nach wie vor bemerkenswert. Die jüngsten Turbulenzen unterstreichen jedoch die kritische Wechselwirkung zwischen wirtschaftlichen Faktoren und Zentralbankentscheidungen. Weitere Zinserhöhungen könnten die Wertentwicklung des ETF belasten.

Quellen: US-Notenbank, London Stock Exchange Group, Vanguard, Financial Times, TradingView, Koyfin