Werden die Rohölpreise weiter fallen?

von Nkosilathi Dube, Trive Financial Marktanalyst

Die WTI-Crude-Oil-Futures (NYMEX: CL) waren in der Woche vom 21. August die zweite Woche in Folge im Minus und verloren 2,84 %. In den letzten Wochen wurden sichere Anlagen bevorzugt, was dem USD zu einer Vormachtstellung verhalf. Die Anziehungskraft des USD wurde durch den robusten Arbeitsmarkt und die „hawkishen“ Töne der Federal Reserve (Fed) verstärkt, welche hohe Renditen und einen sicheren Hafen bot. Gleichzeitig warf das drohende Risiko einer verhaltenen Konjunkturerholung in China seine Schatten auf die Ölfutures und ließ Fragen über die Robustheit der Ölnachfrage aufkommen.

Nach drei aufeinanderfolgenden Tagen mit Kursverlusten, die mit wichtigen Wirtschaftsereignissen zusammenfielen, zeichnete sich für die Ölfutures ein positiver Lichtblick ab. Der Mittwoch brachte eine positive Nachricht, als die EIA einen Rückgang der Rohöllagerbestände um 6,135 Mio. Barrel meldete, was die Erwartungen um das Dreifache übertraf. Diese unerwartete Erkenntnis deutet auf eine robuste Rohölnachfrage hin, die dem Öl-Futures-Markt Auftrieb verleihen könnte.

Technische Analyse

Nach einer beeindruckenden Aufwärtsbewegung löste eine seismische Verschiebung der Nachfrageaussichten einen Dominoeffekt mit Abwärtsdruck aus. Diese Entwicklung nahm an Fahrt auf, als ein aufsteigendes Kanalmuster nach unten durchbrochen wurde, das zuvor als Indikator für einen Aufwärtstrend gedient hatte. Das anschließende Unterschreiten des gleitenden 100-Tage-Durchschnitts deutete auf einen Abwärtstrend hin und bestätigte dessen Fortbestand.

Die Ablehnung des gleitenden 100-Tage-Durchschnitts durch den Markt gipfelte in einem entschiedenen Widerstand bei 81,75 pro Barrel, was zu einem Preisverfall führte. Inmitten dieser Turbulenzen bildete sich bei 77,62 pro Barrel eine Unterstützung, die den Öl-Futures einen leichten Aufwärtstrend ermöglichte.

Die Marke von 38,20 %, die einen temporären Widerstand darstellt, birgt viel Potenzial. Hält die Aufwärtsdynamik an, besteht die Aussicht auf einen Anstieg in Richtung des Golden Ratio bei 80,17 pro Barrel. Umgekehrt spielt das Niveau von 77,62 pro Barrel eine wichtige Rolle und dient als Gravitationspunkt, sollte sich der Abwärtstrend fortsetzen.

Zusammenfassung

Mit der bevorstehenden Veröffentlichung der US-Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter und der Arbeitslosenstatistik ist die Bühne für ein wichtiges Kapitel bereitet, das von den näher rückenden Konjunkturdaten und der Entwicklung der Öl-Futures bestimmt wird. Das große Finale findet jedoch am Freitag statt, wenn Fed-Chef Jerome Powell auf dem Symposium in Jackson Hole spricht. Sollte er in seiner Rede nachhaltig höhere US-Zinsen bestätigen, könnte die Attraktivität des USD als renditeträchtiges Investment wieder steigen und die Marke von 77,62 USD kurzfristig wieder in den Fokus rücken.

Quellen: EIA, Reuters, TradingView